Kaiserreich-Kleinstaaten: Ein Sammelgebiet voller seltener Schätze

Als der Euro im Jahr­ 2002 als Münzgeld eingeführt wurde, entlud sich der Spott über das neue Zahlungsmittel: Die bunten Münzen wurden als Spielgeld bezeichnet, viele Deutsche sehnten sich nach der Mark zurück und erinnerten sich an die Jahrzehnte lange Währungsstabilität vor der Einführung des Euro. Denn die Mark hatte eine lange Tradition in Deutschland und ihr Wert wurde lange Zeit durch Gold und Silber geschützt – erst mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Golddeckung der Mark aufgehoben. Bis dahin konnte jeder Deutsche sein Papiergeld gegen eine bestimmte Menge Gold tauschen und goldene Münzen waren selbstverständlicher Begleiter im Geldbeutel der Menschen im Deutschen Kaiserreich.

In der Welt der Edelmetalle sind die Goldmünzen aus der Zeit zwischen 1871 und 1918 vor allem als preiswerte Alternative zu modernen Anlageprodukten bekannt: Die 20-Mark-Goldmünzen mit dem Konterfei der deutschen Kaiser Wilhelm I. und Wilhelm II. (sowie die Prägungen aus dem „Dreikaiserjahr“ 1888 mit dem Bildnis des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. mit einem leichten Sammler-Aufpreis) werden am tagesaktuellen Goldpreis gehandelt. Dies liegt vor allem an den hohen Auflagen, mit denen die Goldmünzen aus Preußen geprägt wurden. Üblicherweise liegen sie im siebenstelligen Bereich pro Jahr. Einen numismatischen Wert haben diese Goldmünzen in Umlauferhaltung normalerweise nicht.

Deutsche Kaiserreich-Goldmünzen sind seit jeher allerdings ein beliebtes Sammelgebiet bei anspruchsvollen Numismatikern. Denn nicht nur Preußen gab Goldmünzen heraus, auch die anderen Gliedstaaten des Kaiserreichs hatten das Recht, entsprechend ihrer Größe und Einwohnerzahl ein bestimmtes Kontingent an eigenen Umlaufmünzen in Silber und Gold zu prägen – somit waren Geldbeutel der Menschen im Kaiserreich nicht nur Prägungen aus Preußen zu finden, sondern gelegentlich auch aus den Stadtstaaten Hamburg, Lübeck und Bremen sowie kleinen Provinzfürstentümern wie Schaumburg-Lippe, Waldeck-Pyrmont oder den sächsischen Territorien wie beispielsweise Sachsen-Coburg-Gotha.

Kaiserreich Goldmünzen

Man wird schnell feststellen, dass die überwältigende Mehrheit der Kaiserreich-Goldmünzen nicht zum reinen Metallwert zu bekommen ist, sondern einen eigenen Sammlerwert hat, der ein Vielfaches des Goldpreises erreichen kann. Den Preisrekord erreichte im Jahr 2011 mit 130.000 Euro die seltenste Reichsgoldmünze mit dem Bildnis des Herzogs Ernst II.  von Sachsen-Coburg-Gotha aus dem Jahr 1872. Natürlich ist dieses Preisniveau eine Ausnahme – Einsteiger können sich bei der  Auswahl einer geeigneten Kaiserreich-Goldmünze an folgenden Gesetzmäßigkeiten orientierten:

  • Goldmünzen zu 20 Mark (7,96 Gramm Raugewicht, 7,16 Gramm fein) in Umlauferhaltung sind aus den großen Königreichen Württemberg, Bayern und Sachsen sowie der Freien und Hansestadt Hamburg mit einem leichten Aufschlag von 10 bis 20 Prozent auf den Goldpreis zu bekommen.
  • Bei Münzen aus den Großherzogtümern, Herzogtümern und Fürstentümern ist mit größeren Sammler-Aufschlägen zu rechnen.
  • Goldmünzen zu 10 Mark (3,98 Gramm rau, 3,58 Gramm fein) sind überproportional teurer, weil ihre Auflage üblicherweise deutlich unterhalb vergleichbarer Münzen zu 20 Mark aus dem gleichen Jahrgang liegen.
  • Goldmünzen zu 5 Mark (1,99 Gramm rau, 1,79 Gramm fein) wurden nur in den ersten Jahren des Kaiserreichs geprägt und dann aus dem Verkehr gezogen, weil sie aufgrund ihrer geringen Größe nicht praktisch für den täglichen Geldumlauf waren. Diese Münzen wurden häufig gefälscht und sollten ausschließlich beim Fachhändler bezogen werden.

Das Gebiet der deutschen Kaiserreich-Goldmünzen ist für Sammler und Anleger gleichermaßen attraktiv: Der hohe Goldgehalt sorgt für eine doppelte Wertversicherung, denn während der Sammlerwert durchaus Schwankungen unterlegen ist, kann der Wert der Münze nie unter den reinen Metallpreis fallen. Unterscheidet Kaiserreich-Goldmünzen und den meisten anderen numismatischen Produkten, die nicht Gold oder Silber enthalten. Und durch die preiswerten 20-Mark-Goldmünzen aus Preußen können Edelmetall-Anleger ganz bequem die Welt der numismatischen Schätze aus der deutschen Geschichte erkunden.

 

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